Die „Vier Knabenchöre Bayerns“ sind als unverzichtbare Kulturform ins Bayerische Landesverzeichnis eingetragen worden.

Das Immaterielle Kulturerbe Bayerns ist um 13 Eintragungen reicher: Darunter sind auch die „Vier Knabenchöre Bayerns“. Die Augsburger Domsingknaben, die Regensburger Domspatzen, der Tölzer Knabenchor und der Windsbacher Knabenchor sind nun in das Bayerische Landesverzeichnis eingetragen worden. Sie wurden auch für die Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis vorgeschlagen. Das hat der Bayerische Ministerrat nun entschieden.

„Wir freuen uns darüber sehr, dass wir nun zum Immateriellen Kulturerbe gehören. Diese Auszeichnung ist für uns aber auch Ansporn, unsere Tradition mit Blick auf die uns anvertrauten Kinder behutsam weiterzuentwickeln und in die Zukunft zu führen“, sagt Domkapellmeister Christian Heiß, Chef der Regensburger Domspatzen. So verschieden sie in ihrem Namen, ihrem Alter, ihrer Entwicklung und ihrer Ausrichtung sind, so vereint sind sie in der Vermittlung von Musikkultur und persönlicher Bildung an junge Menschen. Jeder der vier Chöre schafft durch seine musikalische Ausbildung mit spezifischer Chorstruktur, konkreter pädagogischer Arbeit im jeweiligen Chorzentrum und teils religiöser Ausrichtung die Grundlage für eine musikalische Laufbahn, zumindest aber für ein lebenslanges Interesse von Kindern an Musik und Gesang. Sie alle stehen für die kulturelle musikalische Vielfalt Bayerns und Deutschlands und sind für ihre international renommierten Konzerte bekannt.

„Unsere Kulturform führt auch zu einer starken Persönlichkeitsbildung eines jeden Sängers. Gemeinsames Reisen, Sich-Selbst-Organisieren und professionelles Auftreten auf der Bühne stärken die nötige Selbstdisziplin und das Selbstbewusstsein jedes Einzelnen“, sagt Christian Heiß. Jeder Sänger wisse, wann er gefordert ist oder sich wieder zurückziehen muss, um ein dynamisches und attraktives Gesamtergebnis im Chor nicht zu gefährden. Soziale Kompetenz, emotionale Intelligenz, Teamfähigkeit, gegenseitiger Respekt, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme – alles „Soft-Skills“, die jedes Kind durch die von allen vier Chören betriebene Kulturform quasi im Vorbeigehen erlernen könne.

Die Einzigartigkeit im Klang der Knabenstimme ist es, dass diesen Chören eine besondere Strahl- und Klangkraft zugeschrieben wird. Diese Besonderheit und historische Entwicklungen setzten diese Jahrhunderte alte Tradition in Gang. Die Knabenchöre sind heute Teil eines internationalen musikalischen Netzwerks. In Bayern werden sie eben in besonderem Maße von den Regensburger Domspatzen, dem Windsbacher Knabenchor, dem Tölzer Knabenchor und den Augsburger Domsingknaben verkörpert. Das alles bedeutet freilich nicht, dass nicht auch Mädchen eine solche Kulturform des gemeinsamen Singens im Chor offenstehen kann. Ohne ihre Tradition zu brechen, haben beispielsweise die Regensburger Domspatzen vor zwei Jahren Chor, Schule und Internat für Mädchen geöffnet. Seit 2022 gibt es dort den Mädchenchor der Regensburger Domspatzen.

„Bayerns kulturelle Vielfalt ist einzigartig – hier verschmelzen Tradition und Moderne harmonisch zu einer optimalen Einheit. Durch den Erhalt und die Weitergabe unseres Immateriellen Kulturerbes schaffen wir einen Rahmen für sozialen Austausch, geben Stabilität in herausfordernden Zeiten und bauen Brücken zwischen Menschen und Traditionen. Es ist mir daher eine große Freude, dass das Bayerische Landesverzeichnis nun um insgesamt 13 neue Kulturformen erweitert wird“, teilte Finanz- und Heimatminister Albert Füracker mit. „Die neuen Einträge in unserem Bayerischen Landesverzeichnis zeigen, wie sich unzählige Menschen für ihre lebendige Tradition und ihre Heimat einsetzen. Ihnen gebührt höchster Respekt und außerordentlicher Dank und für ihren Einsatz für unsere Heimat Bayern!“, betonte Füracker.

Seit 2003 stellt die UNESCO immaterielle kulturelle Ausdrucksformen in den Fokus der Öffentlichkeit. Überall auf der Welt sollen überliefertes Wissen und Können, das einen wesentlichen Bestandteil unserer Alltagskulturen ausmacht, als immaterielles Kulturerbe sichtbar gemacht sowie Maßnahmen unterstützt werden, die zur Erhaltung und Weiterentwicklung geeignet sind. Bis heute sind 180 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat. Neben dem Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes gibt es in Bayern ein eigenes Landesverzeichnis, das nun 82 Eintragungen enthält.

Seit der Gründung im Jahr 975 wurde die einzigartige Kombination aus Singen und Bildung über viele Generationen hinweg betrieben und ins Heute getragen.